Sommergewitter
Es liegt der Wald in Sommerschwüle,
in mir erwachen Pilzgefühle.
Weiß vom geheimen Tanneneck,
von Steinpilzen im Moosversteck.
Hab´ meinen Korb dort vollgepackt,
im Grunde alles eingesackt.
Aus weiter Ferne Echoschall,
ein dumpfes Grollen - Donnerhall?
Und plötzlich steht am Horizont,
bedrohlich die Gewitterfront.
Ein Sturm bricht los, es blitzt und kracht
umhüllt von dunkler Schattenmacht.
Der Regen peitscht durch das Geäst,
Boviste feiern Schützenfest.
Mit Häme steht im nassen Wald
ein Fliegenpilz in Schirmgestalt.
Ich steh´ hingegen schutzlos da,
des Blitzes Urgewalt so nah.
Spür Angstschweiß jetzt auf meiner Haut,
die Kleidung völlig eingesaut.
Der Boden bebt, es riecht nach Schwefel,
folgt nun die Straf´ für Steinpilzfrevel?
Verstohlen schieb ich meinen Korb
Als Opfergabe von mir fort.
Doch dann wird´s still - ist es vorbei?
Hat sie genutzt die späte Reu?
Das Dunkle weicht nunmehr dem Licht,
der Wald trägt Narben im Gesicht.
Zerfetztes Laub mit Bruchgeäst
und alles fürchterlich durchnässt.
Boviste liegen schlaff und leer,
sie haben keine Puste mehr.
Der Fliegenpilz die Gunst genutzt,
und sich vom Velum freigeputzt.
Er bildet sich womöglich ein,
nunmehr ein Kaiserling zu sein.
Da bricht die Sonn´ durchs Kronendach,
gefächert ist ihr Strahl.
Die Wirkung ist erhaben schön,
fast etwas kathedral.
Mein Korb steht jetzt im Rampenlicht,
erwärmt von diesem Schein.
Ein zarter Rauch nach oben zieht,
als soll´s ein Zeichen sein.
So nehm ich Pilz für Pilz heraus,
verstecke sie im Tann.
Die meisten nehm ich mit nach Haus,
die kommen in die Pfann.
Udo Gömer