Der Tintling

Auf einer bunten Frühlingswiese
Da grast die Kuh mit Namen Liese.
Sie frisst, verdaut und macht dann Mist,
was biologisch sinnvoll ist.

Und was Sie einmal ausgeschieden,
das wird von Ihr zunächst gemieden.
Dort wächst sodann, dank Dunges Kraft.
Ein sattes Grün, was Inseln schafft.

Aus mykologisch Wissbegier,
ich diese Inseln inspizier.
Entdecke schon nach kurzem Suchen,
´nen dekorierten Fladenkuchen.

Mit weißen Pilzen reich verziert,
was mich zum Foto animiert.
Dazu ist Knien angesagt,
obwohl schon der Meniskus plagt.

Ich wähl den Ausschnitt, fokussier
Und sehe schon im Geist vor mir,
auf Leinwand dann in Großformat,
Coprinus spec. mit dem Substrat.

Da schiebt ein Schatten sich vor´s Licht,
mir brummen Fliegen ins Gesicht.
Doch ich verharr und rühr kein Glied,
auf das der Schatten weiterzieht.

Gebeugte Haltung, Kreuz tut weh,
ich mag nicht glauben, was ich seh.
Die Nerven jetzt schon angesägt,
der Schatten plötzlich Hörner trägt

Ich wend den Kopf, mein Blick erstarrt,
ein schnaubend Nüster, schleimig Bart,
ein furchterregend Kuhgesicht,
bringt mich fast aus dem Gleichgewicht.

Stütz mich noch ab mit einer Hand,
direkt auf Pilz und Fladenschmand.
Ich fluche laut: "Du dumme Kuh",
doch Liese glotzt nur blöde zu.

Dann trottet Sie beleidigt fort,
mit klebrig Hand bleib ich vor Ort.
Schau mir nun an, was da geschehn,
nur eklig Pilzbrei noch zu sehn.

Coprinus spec. bleibt unbenannt,
Substrat hingegen gut erkannt.
Ich muss es nehmen wie es ist,
mit diesem Tintling war´s halt Mist.

Udo Gömer

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